Moritz & Johannes Lange - Colditzer Fotogeschichte

Litho M. Lange - Schloss ColditzDer Name Lange hat in der Colditzer Foto-Geschichte ein riesiges Kapitel geschrieben. Fotos geben uns nicht nur Einblick in das Familienleben, sie zählen heute zu den wertvollsten Geschichtsdokumente, die neben den schriftlichen Aufzeichnungen uns erhalten blieben. Sie geben uns auf eine überzeugende Art Einblick in vergangene Zeiten.
Um 1890 siedelte der bis dahin in Hameln an der Weser ansässige Moritz Lange (1867 – 1960) mit seiner Familie nach Colditz um. In der Stadt nahe Hannover betrieb er schon ein eigenes Atelier. Die Fotografie steckte noch in den Kinderschuhen, deshalb widmete er sich bis dahin auch vornehmlich der kunstgewerblichen Zeichnung. Eine seiner Spezialitäten war die eingehende Beschäftigung mit der Farbenlehre. Die Verknüpfung mit der Lithografie war die Basis, um die nun Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Technik metallisch beschichteter Glasplatten als Negative zu nutzen, um mehrere gleichartige Abzüge von einem Bild machen zu können. Dieser Machart sind einige alte Postkarten von Colditz und den umgebenden Dörfern zu verdanken. Sein Sohn Johannes (1901 – 1975), der das väterliche Atelier übernahm, benutzte die Glasplattenkamera noch bis zu seinem Lebensende, obwohl inzwischen der Film als Negativ längst den Weltmarkt erobert hatte. Der Nachteil der Glasplatten lag in ihrem Gewicht, der baldigen Entwicklung und den enormen Archivierungsplatz. Der Vorteil lag allerdings im Format des Negatives, das  eine hohe Qualität der Vergrößerungen sicherte, was Experten heute noch bewundern.
Litho M.Lange - Stadt Colditz
Johannes Lange war ständig überall mit seiner Kamera unterwegs, egal ob auf Volksfesten oder im familiären Bereich. Von 1939 bis 1945 war im Schloss Colditz ein spezielles Gefangenenlager für alliierte Offiziere eingerichtet, das Oflag IV C. Mit einer Sondergenehmigung der Kommandantur wurde er beauftragt, Fotos von den Inhaftierten und vor allem ihren zahlreichen Fluchtversuchen im der Öffentlichkeit unzugänglichen Bereich zu machen. Es sind sagenhafte Geschichtsdokumente über das Geschehen in unserer Stadt. Sein Atelier betrieb er nach dem Krieg weiter, war ständig auf  Achse, um das Leben in und um Colditz im Bild festzuhalten. Viele Seiner Fotos kursieren noch heute unter den Einwohnern, werden gern auf Klassentreffen oder Familienfestlichkeiten beäugt.
Als er kinderlos 1975 verstarb, wurde der private und gewerbliche Nachlass entsorgt. Wir haben es nur der Sammlerleidenschaft von Manfred Knochenmuß zu verdanken, der davon Wind bekam und einen riesigen Bestand seiner Glasplatten und Papierbilder vor der Vernichtung bewahrte. Uns wären einmalige Zeitzeugen für immer verloren gegangen. Heute kann ein Teil dieses enormen Bestandes in den Heimatstuben im Schloss Podelwitz bestaunt werden.

Stadtgeschichte der Fotografie haben auch im Colditzer Raum Reinhold Stümpfle und Hermann Burkhardt mitgeschrieben. Sie beschäftigten sich ebenso mit der Lithografie und Fotografie. Ein Vorgriff auf die heutige Farbfotografie war Handkolorierung von Schwarz-Weiss-Aufnahmen. Alte Postkarten und Familienbilder sind Zeugen ihrer geschätzten Arbeit.

Johannes Lange mit Kamera

Johannes Lange mit Kindern

Studiofoto M.Lange ca. 1920

Studiofoto J.Lange - 1966

Litho M.Lange - Gasthof Colditz