Geschichte der Stadt Colditz

1046

Anno 1046 schenkte Kaiser Heinrich III. die Burgwarde Rochlitz, Leisnig und Colditz seiner  2. Gemahlin Agnes von Poitou. Erstmals taucht der Name „Cholidistcha“ auf. Schon durch ihre Hochzeit hatte sich das Herrschaftsgebiet wesentlich vergrößert, denn Agnes stammte aus einer mächtigen, französischen Fürstenfamilie. 1043 war sie in Mainz zur deutschen Königin, 1046 gemeinsam mit ihrem Gatten in Rom zur römisch-deutschen Kaiserin gekrönt worden. Als ihr Gatte 1056 im Alter von 38 Jahren starb, ging die Herrschaft an den 5-jährigen Sohn Heinrich IV. über. Die Amtsgeschäfte führte die Mutter.

1084

Zur Erhaltung seiner Macht schenkte Heinrich IV. die Burgwarde Rochlitz, Leisnig und Colditz einem ihm treu Untergebenen Wiprecht von Groitzsch. Seinen Besitz Balsamgau tauschte er 1070 gegen Groitzsch ein. Er war langjähriger Berater des böhmischen Herzogs Vratislav II., verhalf ihm zur Erlangung der Königswürde. 1085 kehrte Wiprecht nach Groitzsch mit seiner Frau Judith, der Tochter Vratilav II., zurück. Als Mitgift hatte sie die Oberlausitz in die Ehe eingebracht, eine Erweiterung seines Herrschaftsgebietes. Zwei Jahre später kam sein Thronfolger Wiprecht III. zur Welt. Sein Vater schwenkte in seinem Verhalten vom eifrigen Krieger zum überzeugten Christen um. 1124 verstarb er bei einem Brand im von ihm 1091 errichteten Kloster Pegau. Seine sterblichen Überreste wurden in der Pegauer St. Laurentius-Kirche beigesetzt.

12. Jahrhundert

Die Burgwarde Leisnig, Rochlitz und Colditz wurden mehr als Nebenresidenzen genutzt. Da seit 1158 genutzte Reichsgut ging 1257 in den Besitz von Markgraf Albrecht II. über, 1294 wechselte es in kaiserlichen Besitz. 1309 wurde es an den Markgrafen Friedrich I. übergeben. Obwohl er sich meist in anderen Gegenden seines riesigen Herrschaftsgebietes aufhielt, versuchte er dessen Größe zu erhalten. Vielleicht nahm es sich seinen Großvater Kaiser „Barbarossa“ zum Vorbild. Die ständige Abwesenheit der Regenten führte allerdings mehr und mehr zum Verfall der Burgen.

1265

Im Zusammenhang mit den Mahlrechten der Lastauer Mühle wird Colditz erstmalig als „civitas“ – Stadt bezeichnet. 2015 wurde das 750-jährige Jubiläum gefeiert.

1404

In diesem Jahr ging Colditz durch Verkauf Thimo VIII. und Eingliederung in die Markgrafschaft Meißen in den Besitz der Wettiner  über. Der heutige Lastauer Burgberg bildete die nördliche Grenze des Meißnischen Landes. Es zog sich bis zu den  Burgen Stolpen und Graupen. Die Meißnische  Zugehörigkeit ist noch heute im Stadtwappen zu finden.

1430

Von 1419 – 1434 herrschte der 1. neuzeitliche Religionskrieg über Europa. Der böhmische Kirchenkritiker Jan Hus kämpfte um die Abschaffung der kirchlichen Macht. Im Zuge seiner kriegerischen Handlungen wurde 1430 Burg und Stadt fast völlig in Schutt und Asche gelegt. Die Burg blieb fast 30 Jahre als Ruine liegen. Die Uneinigkeit der Hussiten führte aber zu ihrer eigenen Vernichtung.  

1449

Kurfürstin Margarethe erhält für Colditz erneut das Münzprägerecht. Der Bestand dieses Rechtes ist aber bereits durch eine Urkunde des Kaisers Ludwig des Bayern aus dem Jahre 1318 belegbar, in der es den Brüdern Heinrich und Timo von Colditz zugesprochen wurde.

1464

Durch Kurfürst Johann den „Sanftmütigen“ und  KF Ernst wurde der Wiederaufbau in Angriff genommen. KF Ernsts Hoheitsgebiet war erheblich, ihm unterstand Sachsen. Er war aber auch Landgraf von Thüringen und Markgraf zu Meißen. 1477 kamen auch Erfurt und Quedlinburg hinzu, in dessen Dom seine Schwester Hedwig als Äbtissin eingesetzt war. Er versuchte durch seine Politik, die kirchliche und weltliche Macht miteinander zu vereinigen.

1504

Der Bäcker Clemens Bock löste in der Burg einen verheerenden Brand aus, der wiederum die Burg und Stadt fast völlig verwüstete.

16. Jahrhundert - wichtige Jahre der Stadtgeschichte

Das Hofleben in Colditz nahm neue Formen an, zum beliebtesten Hobby wurde die Jagd. Um seinen Wildbestand besser zu nutzen, ließ KF Firedrich III. („der Weise“) 1523 den Tiergarten einfrieden und machte ihn damit zum ältesten Jagdrevier Deutschlands. Seine Umzäunung wurde später durch eine hohe, 7,5 km lange Mauer ersetzt.
unter KF August von Sachsen und seiner Gemahlin Anna von Dänemark fanden wohl die umfangreichsten baulichen Veränderungen zum heutigen Schloss statt. Sie begann 1566, Teile der bestehenden Bausubstanz drohten einzustürzen. Mit den Bauarbeiten wurde Baumeister Hans Irmisch beauftragt. Sein geplantes Finanzbudget von 1000 Talern wurde aufgestockt 1577-91 begannen die Bauarbeiten. Die Erweiterung war umfangreich und wurde im Renaissance-Stil ausgeführt. Die Zufahrt zum alten hinteren Hof wurde befestigt. Es war auch die Blütezeit des Tuchmacherhandwerks in Colditz. Ihren Höhepunkt fand sie mit dem Bau der Kattunfabrik ab 1775 durch Kaufmann Kölz. Bereits 1352 hatte Adelheyd von Colditz die Gründung einer Tuchmacherinnung in Bernstadt genehmigt, wo sie als Äbtissin fungierte.
1505 -1527 wurden zum Schutz der Bürger die 5 Stadttore errichtet, der Bau einer hölzernen Wasserleitung ist 1542 festgehalten, während eine für die Wasserversorgung des Schlosses bereits aus Bockwitz kommend bestand. Die erste Rathausuhr stammt aus dem Jahr 1559.

1517

Der 31. 10. 1517, jener Tag, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg anschlug, hat auch in Colditz seine Spuren hinterlassen. KF August fand diese Angelegenheit als längst überfällig und unterstützte sie. Der berühmte Maler Lukas Cranach d. Ä. war einer enger Vertrauter des Reformators und auch KF Augusts bestens bekannt und geschätzt. Zu einem Unterstützer der Reformation wurde der 1483 in Colditz geborene Wenzeslaus Linck, von dem wichtige Schriften erhalten geblieben sind.

1591 - 1622

Nach dem Ableben von KF Christian I. (1591) wurde das Schloss zum Witwensitz der KFin Sophie. Die meisten Amtsgeschäfte wurden von Colditz aus getätigt.

1618 - 1648

Der Dreißigjährige Krieg tobt über Europa, geht auch an Colditz und seiner Umgebung nicht gänzlich spurlos vorbei. Heute noch erinnert der Weg der Zeitzeugen in der Talsenke zwischen Zschetzsch und Schönbach an die Belagerung durch die Schweden. Ob König Gustav II. Adolf von Schweden hier mit zugegen war, wissen wir nicht. Damals kämpften die Heerführer noch selbst in vorderster Front. In einer verlustreichen Schlacht am 16.11.1632 verlor der Wasa-König sein Leben. Sein Leichnam wurde nach Wolgast (damals noch schwedisch) überführt, dort einbalsamiert, am 16.7.1633 in einem Trauergottesdienst in der Schlosskirche zu Wolgast verabschiedet und auf dem Seeweg in seine Heimat verbracht. 1637 fielen die Schweden über Colditz her und steckten die Stadt in Brand. 1642 bezog der Kommandeur der Leibgarde Wallensteins, dem Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, Octavio Piccolomini in Colditz am Baderberg 6 Quartier. Der italienische Adlige, dem Malteser-Orden angehörig, wurde für seine Verdienste 1650 in den Reichsfürstenstand erhaben, verstarb völlig zurückgezogen 1656 in Wien.
Unweit seiner Herberge steht das Geburtshaus August Carpzovs. Er nahm als Rechtsgelehrter im Auftrag des sächsischen Kurfürsten an den lange andauernden Verhandlungen zum „Westfälischen Frieden“ teil, wodurch 1648 der Krieg beendet werden konnte. 

1625 - 1697

Die Pest grassiert in Colditz.

1708

Die Erfindung des Europäischen Porzellans durch den Alchimisten Johann Friedrich Böttger und seines Kollegen Ehrenfried Walhter von Tschirnhaus auf Geheiß unseres KF „August dem Starken“ fand mit dem Gelingen 1708 seinen Höhepunkt. Mit seinen außergewöhnlichen Rohstoffen Kaolin und Ton hat Colditz dazu wesentlich mit beigetragen. Vor allem Kaolin musste auf Anweisung des KF auf die Albrechtsburg nach Meißen geliefert werden. Die Mengen sind heute noch in schriftlichen Aufzeichnungen erhalten.
Es war die Wiege der keramischen Industrie in Colditz und wurde zum wichtigsten hergestellten Produkt in der Stadt und seiner unmittelbaren Umgebung. Die erste große Produktionsstätte war die 1804 eröffnete Steingutfabrik „Thomsberger & Hermann“ ´. Sie setzte sich in den späteren Jahrzehnten kontinuierlich bis Ende des 20. Jahrhunderts fort, 1958 erfolgte die Umstellung des Steingut- zum Porzellanwerk. Mit der Stilllegung des Colditzer Porzellankombinates, einem Wegbrechen von 1400 Arbeitsplätzen, entstand wohl der größte Wirtschaftsschaden, den die Stadt Colditz jemals getroffen hat.

1800

Die prunkvolle Zeit des Schlosses ist vorüber, das Areal beginnt leer zu stehen und langsam zu verfallen. Eine staatliche Nutzung beginnt als Auffanglager für Arme und Landarbeiter. Ein weiterer Schritt ist die Umnutzung als Landesversorgungsanstalt für Geisteskranke. Die Betreuung wird erstmals von medizinischen Fachkräften vorgenommen und nicht wie bis dahin, im Zuchthaus Waldheim von eingekerkerten Straftätern. Aus dieser Entscheidung  entspringt die Entstehung der späteren Anstalt für Geisteskranke in Zschadraß. 

1813

Wieder tobt ein Krieg über Europa. Napoleon Bonaparte hat die Revolution ausgerufen, die Massen begeistert und versucht nun ganz Europa unter seine Herrschaft zu bringen. Mit seiner Selbstkrönung 1804 zum Kaiser schafft er den Anfang. Seine Feldzüge verschlingen Unsummen von Geld Trotz eines mit Sachsen geschlossenen Separatfriedens muss auch Colditz seinen Tribut zahlen, 1806 2641 Thaler, 15 gl und 5 Pf. Immer wieder müssen seine Truppen mit Ross und Reiter verpflegt werden. Ein Durchmarsch im Juli 1813 kostete Colditz  noch einmal 19 198 Thaler, 3gl und 9 ¼ pf. Am 2. Mai 1813 fand bei Großgörschen nahe Leipzig eine verlustreiche Schlacht statt, in der Napoleonische Truppen die Sieger waren. Zwei Tage später überquerten die Truppen in Colditz und Sermuth die Mulde. Tags darauf   fand die Schlacht bei Gersdorf statt, die feindlichen Truppen wurden auf dem Vormarsch nach Dresden abgedrängt. Napoleon selbst nahm erst 1 Tag Später das Schlachtfeld in Augenschein. Sein Quartier, die Colditzer Kattunfabrik (heute Grundschule), wurde zum Lazarett für die vielen Verwundeten umgerüstet. Der Kriegsverlauf hatte sich inzwischen geändert. Die Napoleonischen Verbündeten waren auf dem Rückzug. Vom 16. – 19. 10. 1813, als bei Leipzig die berühmte „Völkerschlacht“ tobte, hatten die Generäle Yorck und Blücher in Colditz, Markt 16 Quartier bezogen. Die Völkerschlacht besiegelte das Ende der Herrschaft Napoleons.

1933 - 1937

Während der NS-Zeit wird das Schloss von 1933 – 34  als KZ für Antifaschisten, von 1936 -1937 als Lager des Reichsarbeitsdienstes genutzt.

1940 - 1945

Während diesen Jahren erlangt Schloss Colditz seinen höchsten Bekanntheitsgrad jüngster Geschichte. Im als „ausbruchsicher“ eingestuften Schloss wird ein Offizierslager für alliierte Gefangene, das Oflag IV C, eingerichtet. Es waren ranghohe Offiziere, denen man an den Fronten und den besetzten Gebieten habhaft werden konnte. Im auf Einhaltung der Genfer Konvention ständig kontrollierten Lager wurden deshalb fast nur Gefangene aus dem angelsächsischen Raum und Polen untergebracht. Dadurch blieben die Gefangenen von Repressalien  weitestgehend verschont. Nur wenige Fluchtversuche gelangen ihnen, der erste am 5. Januar 1942 (Airey Neave). Gefangene anderer Nationen kamen unter wesentlich schlechteren Bedingungen in andere Lager, in Colditz z.B. in das Schützenhaus. Das Schloss ist durch dieses Oflag IV C in England weitaus bekannter als in Deutschland selbst.

2007

Im Jahr 2007 wird im Renaissance-Bau die Europa-Jagendherberge eröffnet. Danach wird der angrenzende Marstall umgebaut und die Landesmusikakademie Sachsens hält Einzug.