Das Oflag IV C

Altes Luftbild Schloss Colditz
Ein Stück unrühmliche Geschichte erlangte Schloss Colditz während des 2. Weltkrieges. Schon kurz nach dem Beginn 1939 benötigte man Gefangenenlager. Unter ihnen waren auch Offiziere höheren Ranges und Bekanntheitsgrades, die man nicht einfach in primitive Straflager wegsperren konnte. So richteten die Nazis 1940 im 2. Hof des Schlosses ein Offizierslager für alliierte Gefangene ein, das unter der Bezeichnung Oflag IV C geführt wurde. Es galt als „ausbruchsicher“ und Gefangene, deren Fluchtversuch aus anderen Lagern nicht gelungen war, wurden nach Colditz überstellt. Die Insassen waren relativ junge Leute mit einem hohen Bildungsstand. Das führte dazu, dass sie trotz der geringen Chancen auf Erfolg ständig nach neuen Möglichkeiten suchten, ihrer Inhaftierung zu entkommen. Die 1. erfolgreiche  Flucht gelang am 5. Januar 1942 dem britischen Aufklärungsoffizier Airey Neave. Über einen riesigen Umweg gelangte er bis nach Gibraltar, von da in seine Heimat Großbritannien. Zu befürchten hatten die Gefangenen wenig, denn das Lager stand unter ständiger Kontrolle auf Einhaltung der Genfer Konvention. In Paketsendungen, die über die Schweiz nach Colditz gelangten, waren oft Fluchthilfsmittel versteckt. Zudem kamen mit dem nahenden Kriegsende immer mehr Wachleute zum Einsatz, die nicht mehr als „fronttauglich“  eingestuft waren. Die bekanntesten Fluchtversuche sind der Bau eines Fluchttunnels aus dem Kellerhaus unter dem Fußboden der Schlosskirche nach draußen. Er stand kurz vor der Vollendung, es fehlten nur noch 3 Meter bis zur Freiheit über den Schlosspark. Ein weiterer war der Bau eines Gliders in einem kleinen Verschlag auf dem Spitzboden über der Kirche, der erst nach der Auflösung des Lagers entdeckt wurde. Ob jener aus Holzleisten und Betttüchern gefertigte Glider überhaupt seinen Flug schafft, versuchte man 2012 nachzustellen. Er verlief zum Erstaunen Aller erfolgreich. Ob er allerdings so wie geplant hätte stattfinden können, ist nicht klar, denn um dies zu erreichen hätte der Giebel durchbrochen und auf dem Dach ein Startrampe schnell aufgebaut werden müssen. Dies wäre sicher den Wachmannschaften nicht entgangen. Als amerikanische Truppen am 16. April 1945 in Colditz einrückten, fanden sie keine Gefangene und Personale mehr vor; das Lager war schon 1 ½ Tage zuvor komplett evakuiert worden. Durch das Oflag IV C ist Colditz vor allem im angelsächsischen Raum viel bekannter geworden, als in Deutschland selbst. Noch heute interessiert es viele Touristen, wo ihre Vorfahren einst einsaßen. Dem Colditzer Fotografen Johannes Lange ist es zu verdanken, dass noch Bildmaterial jener Zeit erhalten blieb, indem er heimlich auch für sich Abzüge von den in Auftrag gegebenen Fotos dieses historischen Kapitels Colditzer Schlossgeschichte fertigte.

Nachgestellter Fluchtversuch 2012
Ein Nachbau des Gliders wurde auf den Dachboden transportiert und mit musealem Material vervollständigt. Auch der Fluchttunnel kann nun nach Restaurierung der Schlosskirche wieder von Besuchern in Augenschein genommen werden. Die Historie dieser speziellen Schlosszeit wird auf britischer Seite emsig von der „Colditz Society“ betrieben.

Appell auf dem Schlosshof 2

Entdeckter Fluchtversuch

Arbeiten am Fluchteingang

Der Fluchttunnel unter der Kirche

Fluchtversuch mit falscher Kleidung

falsche Uniformen

Fluchthilfsmittel aus Paketen

Heimliches Radio - wichtige Informationen

Gefangenenzelle

Heimlicher Bau eines Gliders