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World Canals Conference 2022: Rückblick und Ausblick

von Landkreis Leipzig Landkreis Leipzig am 17.11.2022

Vom 30. Mai bis zum 3. Juni 2022 war Leipzig die erste deutsche Gastgeberstadt der World Canals Conference. Insgesamt 340 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vier Kontinenten und 19 Ländern kamen in unsere Region, um den Landschaftswandel von der Braunkohle-Bergbau-Region zur attraktiven Gewässerlandschaft "Leipziger Neuseenland" mit eigenen Augen zu sehen und sie zeigten sich beeindruckt von der hier stattgefundenen und noch immer stattfindenden Landschaftstransformation.  Mit rund 90 internationalen Beiträgen und mehr als 15 Exkursionen in die mitteldeutsche Gewässerlandschaft wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur ein anspruchsvolles Konferenzprogramm geboten, es gelang auch ein internationaler und hoher fachlicher Austausch über die Transformationsprozesse an und auf Gewässern, über Klimawandel, Gesundheitsaspekte, Wassersport- und Tourismus und klimaresiliente Stadtplanung. Die fünftägige Konferenz verdeutlichte dabei vor allem, dass Binnengewässer weltweit mit den vielfältigsten Herausforderungen konfrontiert sind, aber zugleich große Potenziale bieten.  Von Seiten der Politik waren neben zahlreichen Akteuren der lokalen Ebene auch Vertreter der Landes- und Bundesministerien vor Ort. Neben den Ministerpräsidenten Sachsens und Sachsen-Anhalts, Michael Kretschmer und Reiner Haseloff, waren beispielsweise Wolfram Günther, sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft und die Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Susanna Karawanskij, Vortragende auf der WCC, seitens des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann. Die Europäische Union war hochrangig mit Virginijus Sinkevi?ius, Kommissar für Umwelt und Ozeane, vertreten. Auch darüber hinaus war die internationale politische Sphäre präsent, aus Armenien beispielsweise Gayane Gabrielyan, ihres Zeichens stellvertretende Umweltministerin.  Der Ausstieg aus der Braunkohleförderung und der unter anderem damit einhergehende Wandel der Transformationslandschaft als Themen der Konferenz, waren nicht nur die Gründe für das hohe Interesse der Besucher, sondern auch für die Vergabe der WCC in den mitteldeutschen Raum. Die neu geschaffene Gewässerlandschaft führt auch in ihrer Funktion als touristische Destination viele Themen rund um die multifunktionalen Ansprüche an Gewässer zusammen und ließ sie zudem für die internationalen Besucher in Rahmen von Exkursionen erlebbar machen. 
  Ergebnisse der WCC 2022 Als eines der Resultate der Weltkonferenz ist das "Leipziger Logbuch" entstanden - ein Positionspapier für eine zukunftsweisende Gestaltung von Binnenwasserwegen. Basierend auf über 90 internationalen Fachbeiträgen, die auf der World Canals Conference in Leipzig gehalten wurden, beinhaltet das Leipziger Logbuch insgesamt 10 Thesen zur integrierten Entwicklung von Flüssen, Seen und Wasserwegen. Diese sollen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Entscheidungsträger/-innen, Verantwortliche und weitere engagierte Akteuren als Handreichung dienen.  Führt das Leipziger Logbuch mit seinen Thesen auch einen großen Teil der Ergebnisse der Veranstaltung zusammen, besteht auch darüber hinaus, der Anspruch und das Bestreben der beteiligten Institutionen und Akteure, die auf der Tagung zusammengeführten Informationen in passender Form in die politische Sphäre und in deren Handlungspraxis zu implementieren.  Im Ergebnis soll der nationale und internationale intensive, fachliche Austausch auch nach der Veranstaltung weiter fortgeführt werden. So ist beispielsweise angedacht, zeitnah einen internationalen Fachaustausch von Experten zum Umgang mit Flüssen, Seen, wasserwirtschaftlichen Anlagen und deren klimaangepasste Bewirtschaftung durchzuführen. Mit dieser Art Personalaustausch sollen sowohl Synergien auf praktischer Arbeitsebene wie auch innovative, bisher nicht bekannte Herangehensweisen und Lösungsansätze generiert werden. In diesem Zusammenhang wurden auch auf der Konferenz, die vollbrachten Erfolge wie auch die nach wie vor bestehenden Herausforderungen im Leipziger Neuseenland thematisiert. Ein klares Signal der WCC war, dass die bestehende derzeitige Stagnation kein Dauerzustand sein darf. Mit der positiven Energie und dem bestehendem wie gewonnenen fachlichen Know-How sollen weitere Projekte umgesetzt werden. Hierbei handelt es sich nicht lediglich um weitere Maßnahmen zum Ausbau des touristischen Gewässerverbundes und zur damit einhergehenden Sicherung der Lebensqualität und wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region, sondern auch um Projekte zur Überschusswasserableitung aus den Tagebaufolgeseen zur Sicherung des Hochwasserschutzes. Bestehende Unsicherheiten - beispielsweise hinsichtlich der klimatischen wie strukturellen Rahmenbedingungen - sollen diese Entwicklung nicht hemmen, sondern vielmehr motivieren.  Auch Themen die regional bislang möglicherweise wenig Beachtung gefunden haben, waren in den Vortragsräumen und Diskussionsrunden der Kongresshalle präsent. So wurde unter anderem intensiv über die Möglichkeit der Energieerzeugung durch Hydrothermie in der neu geschaffenen Gewässerlandschaft diskutiert - ein brandaktuelles Thema, nicht nur im Rahmen der Wasserwirtschaft, sondern auch im Kontext der Versorgungssicherheit. Besonderes Interesse hat bei den Konferenzteilnehmern der unvollendete Saale-Leipzig-Kanal hervorgerufen. Dieser war mitsamt seiner Schleusenruine in Wüsteneutzsch gleich zweimal das Ziel von Exkursionen und mehrere Fachbeiträge widmeten sich der Historie wie auch möglicher Perspektiven des Kanals.  Hinzukommend wurden im Rahmen eines in Kooperation mit der TU Dresden durchgeführten studentischen Wettbewerbs erörtert wie entweder eine zukünftige Umnutzung der Schleusenruine aussehen könnte bzw. wie eine Schiffhebeanlage zur Überbrückung des Höhenunterschieds zwischen der Elster und Saale nicht nur aussehen, sondern auch funktionieren könnte. Wichtigste Erkenntnis hinsichtlich der Klärung des historischen Erbes des Saale-Leipzig Kanals und zum weiterem Umgang mit diesem war, dass Gespräche zwischen Bund, Ländern, Kommune, Unternehmen und weiteren involvierten Institutionen zeitnah erforderlich sind. Darauf aufbauend können potentielle Zweckverbände und länderübergreifende Arbeitsgemeinschaften gegründet werden.  Als möglicherweise wichtigstes Resultat der Konferenz können sicherlich die im Zuge der Organisation des Events geschaffenen deutschlandweiten Arbeitsstrukturen gelten. Das allgemeine Ansinnen ist es, diese zumindest im mitteldeutschen Raum und länderübergreifender Basis zu erhalten und weiter auszubauen. Somit soll im Zuge der World Canals Conference 2022 auch auf langfristiger Sicht hin ein nachhaltiger Beitrag zur Regionalentwicklung geleistet werden. World Canals Conference: Die World Canals Conference (WCC) ist eine jährlich stattfindende Konferenz über Wasserstraßen und dahingehend verwandten Themen. Die erste Konferenz fand 1988 statt, die Konferenz 2022 in Leipzig war die erste überhaupt im gesamten deutschsprachigen Raum. Sie wird stets unter der Schirmherrschaft der Inland Waterways International organisiert und veranstaltet. Die not-for-profit Organisation vereint Menschen und Institutionen, die ihre Tätigkeit der Erhaltung, der Nutzung, der Entwicklung und dem ordnungsgemäßen Management von Binnengewässern weltweit. Ziel der Institution ist es, öffentliches Bewusstsein zu schaffen, welche Vorteile eine vielfältige Nutzung von Binnengewässern haben kann.